Seit stolzen 31 Jahren gehört die Realschule Heinsberg nun schon zum handverlesenen Kreis 24 nordrhein-westfälischer Schulen, die sich UNESCO-Projektschule nennen dürfen. Dieses weltweite Netzwerk dient dazu, Friedens- und Demokratieerziehung, Erinnerungskultur, Menschenrechtsbildung, Leben in Vielfalt und Bildung im Alltag von Schulen wirkungsvoll zu verankern. Die Mitgliedschaft dazu gilt es sich immer wieder zu erarbeiten und in eindrucksvollen Projekten unter Beweis zu stellen. Auch dieses Mal schritt man im Klevchen erneut voller Elan voran.

So widmeten sich die Kinder des 5. Jahrgangs dem sozialen Miteinander im Lebensraum Schule, das nicht immer frei von Konflikten war und ist. In neu gebildeten Klassenräten erfuhren sie, aktuelle Probleme zu besprechen und Lösungen dafür zu finden. Im Zentrum ihrer Arbeit lernten sie Regeln aufzustellen, aktiv zuzuhören und Kritik zu äußern, ohne zu verletzen oder anzugreifen.

Für die 6. Klassen  spielte Ralf Kiekhöfer vom toefte-Theater auf der Bühne des Pädagogischen Zentrums das mit dem NRW-Theaterpreis ausgezeichnete Stück „Engel mit nur einem Flügel“. Robert Goldstein erzählt darin seine Geschichte, die Erlebnisse seiner Kindheit und Jugend, die wunderbaren und auch die schrecklichen Ereignisse, die er als kleiner jüdischer Junge in Deutschland und in Frankreich miterlebt hat. Auf seiner ‚Reise durch die Erinnerung‘ begleiteten ihn seine Zuschauer in die Schule, zu seinen Lieblingsplätzen und Geheimverstecken, lernten Lehrer, Mitschüler und Freunde kennen, hörten von ersten Anfeindungen und erfuhren vom Judenstern. Irgendwann sitzen Robert und sein Vater in einem Zug Richtung Konzentrationslager, aber der kleine Robert wird wie durch ein Wunder gerettet. Er lebt bei einer Bauernfamilie in Frankreich, bis er nach Jahren durch eine glückliche Fügung seinen Vater in Paris wiederfindet. Einmal mehr bot Ralf Kiekhöfer tolles Theater und führte mit höchstem Einsatz und beeindruckender Einfühlungskraft altersgemäß in die Thematik „Nationalsozialismus“ ein.

Die Schüler*innen des 7. Jahrgangs lernten zur Vorbereitung des alljährlichen Sozialen Tages in einem Online-Vortrag das Projekt „Schüler Helfen Leben“ näher kennen. SHL ist eine Organisation von Jugendlichen für Jugendliche. Sie fördert und betreibt Jugend- und Bildungsprojekte in Südosteuropa, Jordanien und Deutschland mit den Themenschwerpunkten Antidiskriminierung, Jugendengagement und der Unterstützung von Geflüchteten. Einmal im Jahr richten sie deutschlandweit den Sozialen Tag aus, an dem Schüler*innen einen Tag lang die Schulbank gegen einen Arbeitsplatz tauschen und ihren Lohn für Gleichaltrige spenden.

Die Jahrgangsstufe 8 führte eine Smartphone-Rallye zur nationalsozialistischen Vergangenheit Heinsbergs durch. Mithilfe eines QR-Codes bekamen die Schüler*innen  eine Route vorgegeben, der sie dann in Kleingruppen bis zu bestimmten Orten folgten, um sich dort mit der nationalsozialistischen Geschichte zu beschäftigen und Fragen zu beantworten.

Die 9. Klassen widmeten sich der aktuellen Thematik „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Mithilfe vielfältiger Bilderkarten  und Rechercheaufträge konnten sie Lebenszusammenhänge und Geschichten von Jüdinnen und Juden in Gegenwart und Geschichte für sich lebendig und greifbar erstehen lassen.

Der Abschlussjahrgang der zehnten Klassen widmete sich traditionell den Stolpersteinen in Heinsberg. Sie erinnern an das Schicksal der Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert oder in den Selbstmord getrieben wurden. Die Schüler*innen erhielten Beobachtungsaufgaben, schauten sich in Gruppen die Stolpersteine an und brachten sie durch behutsame Pflege wieder zum Glänzen.

Alles in Allem ist es unserer Realschule wieder gelungen, das Einfühlungsvermögen und die Verständnisfähigkeit aller in schwierigen Zeiten nachhaltig zu stärken und damit ein Zeichen gegen gesellschaftszersetzende Kräfte zu geben.

Ulf Dreßen